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Strengere Handyverbote an Geislinger Schulen sorgen für Diskussionsstoff
Die Pausenglocke ist das einzige, was an den Schulen noch läuten darf. Die Geislinger Gymnasien wollen jetzt gegen Handys durchgreifen. Diese sollen künftig auch in den Pausen ausgeschaltet bleiben.
PHILIP PALLMANN, Geislinger Zeitung
Geislingen Im Fernsehen ist "Versteckte Kamera" ein harmloser Spaß, ganz anders sieht das im Schulalltag aus. Wer das Unterrichtsgeschehen auf der Handykamera mitschneidet, macht sich sogar strafbar: schwerer Eingriff ins Persönlichkeitsrecht, zumal wenn hernach kompromittierende Szenen im Internet auftauchen. So kursierte vor Kurzem auf der Online-Plattform "Youtube" das Video eines Göppinger Lehrers, wie er während einer Französischstunde affengleich über Tische und Bänke hampelte. Ein weltweites Publikum hatte was zu lachen - allein der Pauker nicht.
Dass Schüler nicht nur reinen Schabernack mit ihren Handys treiben, zeigte ein Extremfall Anfang 2006 in Geislingen. Damals filmte ein 15-jähriger Lehrling am "Ausbildungszentrum Bau", wie ein gleichaltriger Mitschüler von drei 17-Jährigen brutal verprügelt wurde.
Solchen und ähnlichen Vorfällen wollen die Geislinger Gymnasien nun einen Riegel vorschieben. Am Michelberg-Gymnasium bahnt sich offenbar ein weitreichendes Handyverbot an. Der Vorschlag zur Verschärfung der Regelungen sei im Elternbeirat aufgekommen, berichtet der stellvertretende Schulleiter Dr. Hansjürgen Gölz. Eine Mehrheit der Lehrer hat dem Vorhaben bereits zugestimmt, das auf der Schulkonferenz in einigen Wochen festgezurrt werden soll. Demnach dürfen die Schüler ihre Mobiltelefone künftig auch in den Pausen nicht einschalten.
Aus Pennälersicht ist das Spatzenjagd mit Kanonen; die Lehrer freilich führen Gründe für das Totalverbot an: Schüler säßen in den Pausen unkommunikativ mit Stöpseln im Ohr herum und starrten auf Displays, statt sich mit Klassenkameraden zu beschäftigen. Gölz zweifelt jedoch am gewünschten Erfolg: Wenn auf dem Pausenhof Handyverbot herrsche, würden die Schüler eben zum Telefonieren auf die andere Straßenseite gehen, glaubt er.
Womöglich bleibt das MiGy mit seinem Totalverbot nicht allein. Am Helfenstein-Gymnasium trat gestern Abend die Schulkonferenz zusammen, um über Änderungen der Haus- und Schulordnung zu beraten. Bisher heißt es da zum Thema Handys lediglich: "Die Benutzung von Mobiltelefonen ist während der Unterrichtszeit nicht gestattet." In den Lehrerkollegien beider Gymnasien gibt es allerdings auch Meinungen, die härtere Verbote für übertrieben halten.
Und längst nicht alle Geislinger Schulen schränken den Gebrauch von Handys und Mediaplayer derart rigoros ein. In der Regel müssen sie lediglich während des Unterrichts ausgeschaltet sein, bei Verstößen kassiert der Lehrer das Gerät vorübergehend. "Wenn siebenmal in der Stunde ein Handy läutet, lenkt das schon sehr ab", gibt der stellvertetende Leiter der Gewerblichen Schulen Helmut Kölle zu bedenken. Bloße Stummschaltung genüge nicht, sonst vergnügten sich die Schüler eben unter der Bank mit Spielen oder SMS. Was in den Pausen geschieht, sei jedoch Sache der Schüler und nicht der Schule, findet Kölle.
"Pause ist Pause", pflichtet Christof Straub bei. Der Rektor der Lindenschule hält ein völliges Verbot ohnehin für undurchsetzbar: "Sollen wir Störsender einbauen oder was?" Wer sich im Unterricht mit dem Mobiltelefon erwischen lässt, ist es zunächst los, bis die Eltern es in der Schule abholen - wenn sie das denn tun. Ein Handy habe mal ein ganzes Jahr bei ihm gelagert, erzählt Straub. Gern würde er solchen Ärger umgehen: "Wir haben es am liebsten, wenn das Handy zu Hause bleibt", erklärt er. Für wichtige Fälle gebe es schließlich Telefone in der Schule.
Auch an der Schubart-Realschule ziehen die Lehrer Handys bis zum Ende der Stunde ein, wenn Schüler im Unterricht damit herumspielen, sagt Rektor Winfried Bux. Im Wiederholungsfall müssen die Eltern das Gerät abholen, so will es die zum vergangenen Schuljahr eingeführte "Handybenutzungs-Richtlinie". Sie verbietet allerdings auch, das Telefon in der Pause einzuschalten - so wie es jetzt die Gymnasien planen. Schüler freilich erzählen unumwunden, dass sie ihre Handys im Unterricht trotzdem nur auf stumm stellen. Verbote hin oder her, Unterrichtsvideos werden auch weiterhin durchs weltweite Netz geistern. Ein Blick auf "Youtube" genügt: "Eine Biostunde bei einem gewissen Monsieur H. in einer gewissen Geislinger Schule ..."
Quelle: suedwest-aktiv.de
Die Pausenglocke ist das einzige, was an den Schulen noch läuten darf. Die Geislinger Gymnasien wollen jetzt gegen Handys durchgreifen. Diese sollen künftig auch in den Pausen ausgeschaltet bleiben.
PHILIP PALLMANN, Geislinger Zeitung
Geislingen Im Fernsehen ist "Versteckte Kamera" ein harmloser Spaß, ganz anders sieht das im Schulalltag aus. Wer das Unterrichtsgeschehen auf der Handykamera mitschneidet, macht sich sogar strafbar: schwerer Eingriff ins Persönlichkeitsrecht, zumal wenn hernach kompromittierende Szenen im Internet auftauchen. So kursierte vor Kurzem auf der Online-Plattform "Youtube" das Video eines Göppinger Lehrers, wie er während einer Französischstunde affengleich über Tische und Bänke hampelte. Ein weltweites Publikum hatte was zu lachen - allein der Pauker nicht.
Dass Schüler nicht nur reinen Schabernack mit ihren Handys treiben, zeigte ein Extremfall Anfang 2006 in Geislingen. Damals filmte ein 15-jähriger Lehrling am "Ausbildungszentrum Bau", wie ein gleichaltriger Mitschüler von drei 17-Jährigen brutal verprügelt wurde.
Solchen und ähnlichen Vorfällen wollen die Geislinger Gymnasien nun einen Riegel vorschieben. Am Michelberg-Gymnasium bahnt sich offenbar ein weitreichendes Handyverbot an. Der Vorschlag zur Verschärfung der Regelungen sei im Elternbeirat aufgekommen, berichtet der stellvertretende Schulleiter Dr. Hansjürgen Gölz. Eine Mehrheit der Lehrer hat dem Vorhaben bereits zugestimmt, das auf der Schulkonferenz in einigen Wochen festgezurrt werden soll. Demnach dürfen die Schüler ihre Mobiltelefone künftig auch in den Pausen nicht einschalten.
Aus Pennälersicht ist das Spatzenjagd mit Kanonen; die Lehrer freilich führen Gründe für das Totalverbot an: Schüler säßen in den Pausen unkommunikativ mit Stöpseln im Ohr herum und starrten auf Displays, statt sich mit Klassenkameraden zu beschäftigen. Gölz zweifelt jedoch am gewünschten Erfolg: Wenn auf dem Pausenhof Handyverbot herrsche, würden die Schüler eben zum Telefonieren auf die andere Straßenseite gehen, glaubt er.
Womöglich bleibt das MiGy mit seinem Totalverbot nicht allein. Am Helfenstein-Gymnasium trat gestern Abend die Schulkonferenz zusammen, um über Änderungen der Haus- und Schulordnung zu beraten. Bisher heißt es da zum Thema Handys lediglich: "Die Benutzung von Mobiltelefonen ist während der Unterrichtszeit nicht gestattet." In den Lehrerkollegien beider Gymnasien gibt es allerdings auch Meinungen, die härtere Verbote für übertrieben halten.
Und längst nicht alle Geislinger Schulen schränken den Gebrauch von Handys und Mediaplayer derart rigoros ein. In der Regel müssen sie lediglich während des Unterrichts ausgeschaltet sein, bei Verstößen kassiert der Lehrer das Gerät vorübergehend. "Wenn siebenmal in der Stunde ein Handy läutet, lenkt das schon sehr ab", gibt der stellvertetende Leiter der Gewerblichen Schulen Helmut Kölle zu bedenken. Bloße Stummschaltung genüge nicht, sonst vergnügten sich die Schüler eben unter der Bank mit Spielen oder SMS. Was in den Pausen geschieht, sei jedoch Sache der Schüler und nicht der Schule, findet Kölle.
"Pause ist Pause", pflichtet Christof Straub bei. Der Rektor der Lindenschule hält ein völliges Verbot ohnehin für undurchsetzbar: "Sollen wir Störsender einbauen oder was?" Wer sich im Unterricht mit dem Mobiltelefon erwischen lässt, ist es zunächst los, bis die Eltern es in der Schule abholen - wenn sie das denn tun. Ein Handy habe mal ein ganzes Jahr bei ihm gelagert, erzählt Straub. Gern würde er solchen Ärger umgehen: "Wir haben es am liebsten, wenn das Handy zu Hause bleibt", erklärt er. Für wichtige Fälle gebe es schließlich Telefone in der Schule.
Auch an der Schubart-Realschule ziehen die Lehrer Handys bis zum Ende der Stunde ein, wenn Schüler im Unterricht damit herumspielen, sagt Rektor Winfried Bux. Im Wiederholungsfall müssen die Eltern das Gerät abholen, so will es die zum vergangenen Schuljahr eingeführte "Handybenutzungs-Richtlinie". Sie verbietet allerdings auch, das Telefon in der Pause einzuschalten - so wie es jetzt die Gymnasien planen. Schüler freilich erzählen unumwunden, dass sie ihre Handys im Unterricht trotzdem nur auf stumm stellen. Verbote hin oder her, Unterrichtsvideos werden auch weiterhin durchs weltweite Netz geistern. Ein Blick auf "Youtube" genügt: "Eine Biostunde bei einem gewissen Monsieur H. in einer gewissen Geislinger Schule ..."
Quelle: suedwest-aktiv.de