Alter Zoll

Im Zentrum der Fußgängerzone, dem ehemaligen Straßenmarkt, kommt der Besucher zur Urzelle der Stadt, zum Alten Zoll.

Der Alte Zoll wurde um 1495 von den Ulmern erbaut, ist also nicht das ursprünglich erste Zollhaus in Geislingen. Wahrscheinlich wurde er aber an der Stelle eines früheren von den Helfensteiner Grafen erstellten Zollgebäudes errichtet.
Das Gebäude stellt ein besonders eindrucksvolles Zeugnis mittelalterlicher Holzbaukunst dar. Das siebenstöckige Gebäude zeichnet sich durch eine schmuckvolle Giebelfassade aus und durch die aufwändigen Verblattungen in Form von Eichenlaub wird der repräsentative Charakter des Gebäudes unterstrichen.
Im Erdgeschoss befand sich einst die Zollstation, darüber wohnte der Zöllner mit seiner Familie und Gehilfen. Die oberen Stockwerke stellten Warenlager und Fruchtkasten für die Zehnten und Gülten.

Eine nette Erinnerung verbindet den "Alten Zoll" auch mit dem Dichter Schubart, der von 1763 bis 1769 in Geislingen als Organist und Präzeptor tätig war. In diesem Gebäude wohnte nämlich zu dieser Zeit Oberzoller Bühler, dessen Tochter Helene Schubarts Gemahlin wurde.


Sanierung




Pressemitteilung Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

Der „Alte Zoll“ wurde 1495 bis 1497 im Herzen der Fünftälerstadt Geislingen an der Steige anstelle eines Vorgängerbaus der Grafen von Helfenstein gegenüber dem Alten Rathaus errichet. Bereits 1926 wurde er ins Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg eingetragen und gilt heute als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“. Der mächtige sechsgeschossige Fachwerkbau diente der Reichsstadt Ulm, die seit 1396 über Geislingen herrschte, als Zollstation und Speicher. Das heute wieder nach Befund goldocker gefasste Haus repräsentiert eindrücklich die besondere verkehrsgeografische Bedeutung Geislingens, gelegen am Albaufstieg und dem wichtigen Handelsweg zwischen Rhein und Mittelmeer. Der nach der Idee des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) und von der Produktionsfirma „Sohl Media“ erstellte Film „Echt viel Holz“ gibt nun Einblicke in die Instandsetzung des geschichtsträchtigen Gebäudes.

Der Film dokumentiert ausführlich die Schritte bei der Plaung und Umnutzung des hochwertigen Baudenkmals. Sprechende Nahaufnahmen und Kamerafahrten sowie O-Töne der Beteiligten nehmen den Zuschauer oder die Zuschauerin mit auf die Denkmalbaustelle: beginnend mit der hauskundlichen Forschungsmethodik, den Baubefunden und vor allem den Leistungen von Planern, Restauratoreninnen und Restauratoren und Handwerkern. Die Stadt als Eigentümerin, Architekt, Statiker, Restauratorinnnen und Restauratoren, Denkmalpflege und Nutzerinnen und Nutzer kommen zu Wort und beschreiben anschaulich die Herausforderungen aus ihrer Perspektive. Schließlich galt es, moderne Arbeitsplätze für über 20 Beschäftige der Stadt auf drei Stockwerken einzurichten. Die einzelnen Gewerke mussten aufeinander abgestimmt und die Anforderungen von Statik, Brandschutz und Barrierefreiheit unter Bewahrung der kunstvollen Zimmererkonstruktion einschließlich der Putzschichten und Fachwerkmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts umgesetzt werden. Die größte Überraschung war die Entdeckung einer unter Verschalungen versteckten, über 16 Meter langen Bohlenwand, die 1511 im Erdgeschossflur eingebaut worden war, diesen längs teilt und ursprünglich eine „Illusionsmalerei“ in Form von Fachwerk in Goldocker-Farbtönen aufwies. Während sich Denkmalpflege und Bauforschung über den Fund freuten, mussten die Planer auf dieses „Nadelöhr“ reagieren, was aber letztlich ohne Nutzungseinschränkungen glückte.

Nach rund sieben Jahren intensiver Planung und Sanierung wurde der „Alte Zoll“ 2022 eingeweiht und birgt nun außer dem Stadtplanungs- und Liegenschaftsamt auch die Tourismusinformation.

Fast 60 Prozent der Gesamtkosten konnten über Zuschüsse finanziert werden, darunter ein wesentlicher Teil über Sanierungsmittel der Städtebauförderung, aber auch durch die Denkmalförderung des Landes und des Bundes, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Denkmalstiftung Baden-Württemberg.

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