Württembergische Metallwarenfabrik

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Die WMF Württembergische Metallwarenfabrik AG ist ein börsennotierter Hersteller von Haushalts-, Gastronomie- und Hotelleriewaren mit Stammsitz in Geislingen an der Steige. Das Unternehmen wurde im Jahr 1853 gegründet. Der WMF Konzern umfasst 10 Markengesellschaften, ist an 24 Standorten weltweit vertreten und unterhält 200 firmeneigene Filialen in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz. Die WMF produziert Haushalts- und Hotelwaren aus Glas und Metall, unter anderem Kochgeschirr, Küchengeräte, Essbestecke, Trinkgläser und Kaffeemaschinen.

Geschichte


Die WMF ist entstanden aus der Metallwarenfabrik „Straub & Schweizer“, die 1853 vom Geislinger Müller Daniel Straub gemeinsam mit den Brüdern Schweizer in Geislingen an der Steige gegründet wurde. Dies war bereits die zweite industrielle Gründung von Straub, denn aus einer Reparaturwerkstätte, die er im Zusammenhang mit der Erbauung der Geislinger Steige eingerichtet hatte, ging 1850 die „Maschinenfabrik Geislingen“ hervor, die vor allem Mühlenturbinen herstellte und in ganz Europa vertrieb. Ab 1862 arbeitete Gottlieb Daimler für etwa drei Jahre als Konstrukteur für die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer. Nach dem Ausscheiden der Brüder Louis und Friedrich Schweizer wurde die Fabrik 1866 in „Straub & Sohn“ umbenannt. Die erste Filiale entstand aus dem in Berlin eingerichteten Musterlager.

1880 schloss sich das Unternehmen mit der Metallwarenfabrik „Ritter & Co“, Esslingen am Neckar, zur „Württembergischen Metallwarenfabrik“ in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft zusammen. Die WMF war geboren und ging am 9. September 1887 an die Börse.

Im Februar 1944 wurde für die WMF ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof eingerichtet. Die Häftlinge des Lagers mussten bis April 1945 für die WMF arbeiten.

In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erarbeitete sich die WMF in privaten Haushalten durch die Entwürfe von Wilhelm Wagenfeld einen Ruf als Produzent schöner und langlebiger Haushaltswaren, der bis heute anhält.

Erfolgreichster Geschäftsbereich der WMF ist seit Beginn der 1960er Jahre die Produktion hochwertiger Kaffeemaschinen für den Gastronomiebereich. Anfang 2006 übernahm die WMF den Schweizer Hersteller M. Schaerer AG und baute damit ihre Marktstellung in diesem Bereich aus.

WMF verfolgt in der Herstellung eine Drei-Säulen-Strategie: Eigenfertigung am Standort Deutschland, Eigenfertigung in den Werken in der Schweiz, Tschechien und China, Fremdbezug dort, wo eine eigene Produktion nicht sinnvoll ist.

Aktiengesellschaft


Das Unternehmen befindet sich seit der Übernahme 2006 zu über 50% im Besitz des Private-Equity-Finanzinvestors Capvis.[1] Das Aktienkapital des WMF Konzerns beläuft sich auf 35,84 Mio. EUR, unterteilt in 9.333.400 Stück Stammaktien und 4.666.600 Stück Vorzugsaktien. Im Geschäftsjahr 2009 belief sich das gesamte Eigenkapital im Konzern auf 283,6 Mio. EUR (Eigenkapitalquote: 55,9 %). Der Jahresschlusskurs 2009 der Stammaktie belief sich auf 18,60 EUR und derjenige der Vorzugsaktie auf 16,22 EUR. Für 2009 wurde eine Dividende von 1,20 EUR je Aktie gezahlt.

Marken im Konzern


Silit, ein Hersteller von Kochtöpfen, ist eine Tochter der WMF, wobei Silit als eigenständige Marke geführt wird. Ebenso sind die Marken Alfi, ein Hersteller von Isolierkannen, Auerhahn, Anbieter von hochwertigen Bestecken, sowie Kaiser Backformen dem Hause WMF zugeordnet. 2008 wurde die Petra-electric GmbH & Co. KG in Burgau (Bayern) erworben, die Elektrokleingeräte herstellt. Die Firma M. Schaerer AG in der Schweiz, die rund 73 Mio € mit Kaffeeautomaten umsetzt, ist ebenfalls eine 100% Tochter.

Zudem gibt es eine Beteiligung mit 24,9 % an der BHS tabletop AG, die hochwertige Porzellanmarken wie Bauscher, Tafelstern professional porcelain und Schönwald unter einem Dach vereint. Die „Marke Tischfein“ ist eine Vertriebsmarke der WMF, in der Vergangenheit wurde unter diesem Namen der Großhandel und großflächige Einzelhandel beliefert. Seit 2002 ist die Marke Tischfein für Sondergeschäfte vorgesehen, das geht aus dem Geschäftsbericht 2002 der Württembergischen Metallwarenfabrik hervor.[1] So tragen verschiedene Aktionsartikel großer Discounter, wie Lidl in Deutschland oder Hofer in Österreich, das Fabrikat „Marke Tischfein“.

Einer der bekanntesten Handelsnamen der WMF ist Cromargan, ein rostfreier, säureresistenter Edelstahl mit 18 Prozent Chrom und 10 Prozent Nickel. Chrom macht das Material rostfrei, Nickel macht es säurefest und verleiht ihm Glanz. Cromargan wird überwiegend für Bestecke und Küchengeräte verwendet.

Weniger bekannt ist Ikora, eine von WMF entwickelte Oberflächenveredelung.

Bekannte und kuriose Produkte


In den 1970er Jahren brachte die WMF die „Nusskanne“ auf den Markt, eine Glaskanne, die mit Erdnüssen gefüllt und mit einem großen Korken oben verschlossen auf den Tisch gestellt wird, um daraus die Erdnüsse hygienisch in die Hand zu portionieren. Das WMF-Nusskannen-Nachfolgemodell „Mac Nut“ aus Kunststoff wurde Ende der 1990er Jahre mangels Nachfrage schon nach kurzer Zeit wieder vom Markt genommen.

Heute vermarktet die WMF unter anderem eine Kinderbesteck-Serie namens Seelöwe, die das Linux-Maskottchen Tux auf der Gabel zeigt. 

Literatur


  • Altgeld-Peters, Dagmar: Die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF), Bestecke und Hohlwaren aus Metall zwischen 1945 und 1975. Münster/Hamburg, 2000.
  • Burschel, Carlo und Heinz Scheiffele: WMF Ikora & WMF Myra Gläser, WMF Ikora and Myra Glass. Stuttgart, 2003.
  • Denhardt, Annette: Das Metallwarendesign der Württembergischen Metallwarenfabrik zwischen 1900 und 1930. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Münster/Hamburg, 1993.
  • Dry, Graham (Hrsg.): Art Nouveau. Domestic Metalwork from Württembergische Metallwarenfabrik. The English Catalogue 1906 with Introduction by Graham Dry. Woodbridge/Suffolk, 1988.
  • Gruber, Hartmut: Die Galvanoplastische Kunstanstalt der WMF 1890-1953. Geschichte, Betriebseinrichtungen und Produktionsverfahren. In: Hohenstaufen/Helfenstein, Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen, Band 9, 1999.
  • Hecht, Volker: Die Württembergische Metallwarenfabrik, Geislingen/Steige 1853-1945, Geschäftspolitik und Unternehmensentwicklung. St. Katharinen, 1995.
  • Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin (Hrsg.): WMF Glas, Keramik, Metall, 1925-1950. Versuche künstlerischer Gestaltung. Berlin, 1980.
  • Roeseling, Severin – Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer, Köln: 150 Jahre WMF 1853-2003. Geislingen, 2003.
  • Scheiffele, Heinz (Hrsg.): Wilhelm Wagenfeld und WMF, 25 Jahre Zusammenarbeit 1950-1975, Sammlung Heinz und Beate Scheiffele. Geislingen, 2003.
  • Ziegler, Walter: Daniel Straub und die Anfänge von MAG und WMF. Korrekturen und Ergänzungen zu seinem Lebensbild. In: Hohenstaufen/Helfenstein, Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen, Band 1, Weißenborn.

Film


  • Christian Gropper: Auf Messers Schneide. Die WMF und ihre Retter. Hessischer Rundfunk, 2010; Erstausstrahlung: ARD, 2. Juni 2010, 23:30 Uhr.[1]

Einzelnachweise


[1]


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