Hauptbahnhof

Der Bahnhof Geislingen (Steige) (oft als Hauptbahnhof bezeichnet) liegt am Streckenkilometer 61,3 der Filstalbahn, unterhalb der Geislinger Steige. Bis Mai 2000 bestand für den Güterverkehr hier eine Verbindung nach Geislingen-Altenstadt. Sie war der letzte aufrechterhaltene Abschnitt der ursprünglichen Bahnstrecke nach Wiesensteig. Der Bahnhof wird von Intercity- und Regionalzügen bedient.

Geschichte

Planung und Bau

Als Georg von Bühler und Carl Christian von Seeger die Pläne einer Eisenbahnverbindung von Stuttgart nach Ulm vorlegten, stand die Verbindung durch das Filstal in der Konkurrenz zu einer Linienführung durch das Rems- und Brenztal. Die Überwindung der Schwäbischen Alb sahen sie als schier unlösbare Aufgabe an.

In den 1840er Jahren zählte die Oberamtsstadt Geislingen rund 2.300 Einwohner. Diese lebten zumeist von der Landwirtschaft oder übten ein Handwerk in kleinen Betrieben aus. Weniger als ein Prozent von ihnen war in auswärtigen Fabriken beschäftigt. Trotz der Lage an der Staatsstraße Stuttgart–Ulm, befand sich hier kein bedeutender Warenumschlagplatz. Der 1824 errichtete Albaufstieg trug kaum zu einer Verbesserung des Handels bei. Durch den schlechten Zustand der Straße und die starke Steigung, war der Weg nach Ulm für Fuhrwerke nur mühsam zu erklimmen.

Mit dem Vorschlag der Ostbahn schöpften die Stadträte eine neue Hoffnung für Stadt und Oberamt und machten sich für einen Anschluss stark. Am 16. Dezember 1841 verfassten sie eine Bittschrift, in der sie die wirtschaftliche Bedeutung der Region erläuterten und Mehl, Bier, Getreide, Vieh, Brennholz und Steine als Erzeugnisse auflisteten. Der Personenverkehr blieb vorerst uninteressant. Um gezielter auf sich zu lenken, gaben sie die drohende Verarmung der Stadt bei einer Nichtberücksichtung an.

Die Bittsteller bezweifelten allerdings selbst, dass je eine Lokomotive den Albaufstieg bewältigen könne. Stattdessen stellte man sich vor, dass in Geislingen die Waggons von den Lokomotiven abgekoppelt und sie dann einzeln von Pferden auf die Alb gezogen werden würden.

Letztlich entschieden sich die Gutachter für die kürzere Bahnlinie durch das Filstal nach Ulm und beauftragen Michael Knoll mit der Planung und Errichtung der Eisenbahnrampe bei seiner Heimatstadt Geislingen. Der erfahrene Karl Etzel stand Knoll zur Seite. Vom Bahnbau profitierte besonders der Müller Daniel Straub, ein Cousin Knolls, der in der Kapellmühle und in einem neu erstellten Gebäude oberhalb der Steige Werkstätten für Arbeitsgeräte und Maschinen einrichtete.

Datei Geislingen_an_der_Steige_Bahnhof_Stadtseite_ca_1848.png
Große Erdbewegungen waren nötig, um die Bahn auf den Bahnhof und die Steige zu lenken. Die Station entstand gezielt nördlich des Stadtkerns, um ihn zum zentralen Punkt für die Dörfer Altenstadt, Eybach und Weiler zu machen. Das von Knoll entworfene zweistöckige Gebäude mit Walmdach existiert noch.

Staatsbahnzeit

Am 14. Juni 1849 nahm die Königlich Württembergische Staatsbahn den Streckenabschnitt Süßen–Geislingen in Betrieb. Die Eröffnung des Teilstücks Geislingen–Ulm erfolgte am 29. Juni 1850. Auf der Geislinger Steige mussten alle Züge bis Amstetten nachgeschoben werden.

Daniel Straub betrieb weiterhin eine Schmiede für Werkzeuge, die er als Eisengießerei und Maschinenfabrik ausbaute. Daraus entwickelte sich 1883 die Maschinenfabrik Geislingen AG (MAG). 1853 gründete Straub mit zwei Teilhabern die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer, die seit 1880 den Namen Württembergische Metallwarenfabrik AG (WMF) trägt. Damit begann in Geislingen die Industrialisierung.

Am 29. Juni 1852, exakt zwei Jahre nach der Einweihung der Geislinger Steige, starb Michael Knoll. Seine Bekannten stifteten ihm zu Ehren eine Büste, die anfangs auf dem westlichen Bahnhofsvorplatz stand. Auf dem Sockel ist zu lesen:

Vorlage:Zitat

Zwischen 1859 und 1862 baute die Staatsbahn die Ostbahn von Plochingen bis Ulm zweigleisig aus. Die Einwohnerzahl Geislingens stieg an. Waren es 1880 noch 3.900, bewohnten bereits 1900 7.000 Menschen die Stadt am Fuße der Alb.

Seit 21. Oktober 1903 zweigte von Geislingen eine 21 Kilometer lange Nebenbahn ab. Die Tälesbahn führte über Überkingen und Deggingen nach Wiesensteig. Bei der Errichtung musste das Knoll-Denkmal weichen und wurde auf die Geislinger Steige versetzt.

Reichsbahnzeit

Datei Geislingen_bahnhof.jpg
Mit der Elektrifizierung der Strecke Stuttgart–Ulm, am 1. Juni 1933, war das Nachschieben der Züge über die Geislinger Steige nicht mehr nötig. Eine Ausnahme bilden noch heute die schweren Güterzüge.

Am Geislinger Stauferstollen, der über einen eigenen Eisenbahnanschluss an der Tälesbahn verfügte, wurde bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs vermehrt Eisenerz abgebaut und abtransportiert. 1940 richtete die Deutsche Reichsbahn den Kehrbahnhof Eybtal ein, der einen Fahrtrichtungswechsel in Geislingen überflüssig machte. Der Kehrbahnhof bestand bis 1944.

Bundesbahnzeit

In der Wirtschaftswunderzeit nahm der Individualverkehr zu. Auf der Bahnstrecke Geislingen–Wiesensteig verzeichnete die Deutsche Bundesbahn sinkende Fahrgastzahlen. Dies hatte die Stilllegung des Abschnitts Deggingen–Wiesensteig zur Folge. Das restliche Teilstück hielt die Bundesbahn bis 1. Juni 1980 für den Personenverkehr aufrecht. Der Güterverkehr blieb bis 25. September 1981 bestehen.

21. Jahrhundert

Als letztes Stück der Tälesbahn legte die Deutsche Bahn im Mai 2000 den Abschnitt Geislingen–Geislingen-Altenstadt still.

Der Kunst- und Geschichtsverein Geislingen bemühte sich seit 2006 verstärkt das Knoll-Denkmal von seinem Platz an der Geislinger Steige an seinen ursprünglichen Standort zurück zu versetzen. Da dies aber mit immensen Kosten in Verbindung gestanden hätte, entschieden sich die Vereinsmitglieder für einen Nachguss. Seit 9. Mai 2009 steht nun wieder ein Denkmal zu Ehren von Michael Knoll auf dem Bahnhofsplatz.

Bahnbetrieb

Den Bahnhof bedienen Intercity- und Regionalzüge. Auf Gleis 1, dem Hausbahnsteig, beginnen und enden Züge in Richtung Göppingen. Gleis 2 wird von Zügen Richtung Ulm genutzt, Gleis 3 von Zügen Richtung Göppingen.

Der Bahnhof Geislingen (Steige) entspricht laut der Deutschen Bahn AG der Kategorie 4.

Literatur

  • Karlheinz Bauer: Geschichte der Stadt Geislingen an der Steige. Band 2. Vom Jahr 1803 bis zur Gegenwart. Hrsg. und Verlag Carl Maurer, Geislingen an der Steige 1976.

Einzelnachweis

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