Die ersten 100 Tage im Ev. Jugendwerk Bezirk Geislingen (EJBG)

  • Autor Ulrike Schauer
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Ich habe am 12. September 2022 meinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Evangelischen Jugendwerk Bezirk Geislingen (EJBG) angetreten. Nun sind knapp 100 Tage vergangen und ich möchte auf diese zurückschauen. Da ich noch keine Erfahrung in der Kinder und Jugendarbeit habe und als Neuling in ein Jugendwerk gekommen bin, ist dies ein ungeschönter Blick auf die Arbeit im EJBG.

Wie geht es mir im EJBG?

Zuallererst muss man das sehr gute und entspannte Arbeitsumfeld erwähnen. Im EJBG herrscht unter den Hauptamtlichen (HA) ein freundlicher Umgang und persönliche Probleme werden proaktiv angegangen. Als BFDler konnte ich mich sehr gut einfügen, da das Ankommen, durch die offene Art, einem sehr leicht gemacht wird. Das Arbeitsklima ist freundschaftlich-familiär auch zwischen HA und Ehrenamtlichen (EA) und unter den EA. Z.B.: wird untereinander viel gelacht und Späße gemacht, ohne jemanden zu verletzten. Auch spürt man die guten Beziehungen, die durch die Arbeit miteinander entstanden sind. Diese werden dann auch privat gepflegt und man merkt, dass es teilweise echt gute Freundschaften geworden sind. Aus Fremden werden Bekannte, aus Bekannten Freunde.

Das EJBG wirkt von außen betrachtet sehr statisch, da es eine Einrichtung des Evangelischen Kirchenbezirks ist. Aber das ist das Jugendwerk nicht. Hier versucht man auf die Anliegen der EA, wie z.B. ein Mitarbeiterfest, einzugehen. Auch neue Aktionen und Ideen wie z.B. eine Worship Night werden eingebracht, diskutiert und versucht umzusetzen. Natürlich kann nicht auf alles eingegangen werden, aber soweit es geht, ist es gewünscht, dass EA sich selbst und neue Dinge ausprobieren. Die EA werden ermutigt, sich in dem geschützten Rahmen „Jugendwerk“ auszuprobieren, zu lernen, was sie gut können und in dem, was sie noch nicht ganz so gut können, besser zu werden. Wobei niemand gezwungen wird etwas zu tun.

Spiel und Spaß bestimmen sehr viel in der Arbeit des EJBG, vor allem die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen. Man hat, nicht wie in der Schule, einen Stoff, den man unbedingt durchbringen muss. Dadurch ist alles deutlich entspannter. Aber als kirchliche Einrichtung hat man Werte, die man vermitteln möchte. Den Spaß mit den Werten zu verbinden ist eine Herausforderung, die Spaß macht. Sie gelingt spielerisch, aber auch durch Erzählungen, kleine Theaterstücke und ähnliches. Außerdem wird durch Kooperationsspiele das Miteinander gefördert und so die Gruppe gestärkt. Im EJBG lernt man vor allem spielerisch.

Was gefällt mir (nicht)?

Die Teamarbeit im EJBG muss einem gefallen, da das Team aus HA und EA hervorragend ist. Außerdem gefällt mir, von dem was ich bis jetzt persönlich mitgekriegt habe, die Arbeit in den Gemeinden sehr, also KidsTims (Jungschar), KinderBibelWochen, Teentreffs und Konfirmandenunterricht. Diese Gruppenstunden werden im Kirchenbezirk zum größten Teil von den HAs angeleitet und begleitet. Somit steht das Bezirksjugendwerk in sehr vielen Kirchengemeinden, auch gleichzeitig für die Kinder- und Jugendarbeit vor Ort.

Außerdem ist das Arbeitsumfeld mit sehr flexiblen Arbeitszeiten angenehm. Die EA sind so vielfältig und man findet meist ein Gesprächsthema.

Oben habe ich erwähnt, dass das EJBG eine Einrichtung der Evangelischen Kirche ist. Dies ist prinzipiell positiv, weil dadurch sich mehr Möglichkeiten ergeben als in der freien Jugendarbeit. Allerdings, so empfinde ich es persönlich, vergisst die Institution Kirche leider immer öfter, wozu sie eigentlich da ist. Sie ist vor allem für Menschen da; sie soll sich für das körperliche und seelische Wohlergehen einsetzen. Es gibt kirchliche Strukturen, die die Kirche von den Menschen entfernt. Auch wirkt die Kirche für mich, wie eine „geschlossene Gesellschaft“. Wer hineingeboren und christlich sozialisiert wurde, ist in der Kirche. Wer das nicht ist, kommt eigentlich nicht hinein, weil Kirche sich zu sehr auf die Leute konzentriert, die sie schon hat und nicht auf die, die sie vielleicht noch erreichen könnte. Dabei geht es mir nicht um die Mitglieder, die die Kirche neu gewinnen könnte. Sondern auch um die, die zwar in der Kirche sind, weil sie als Kinder getauft wurden, aber sonst nichts mit Kirche am Hut haben. Das EJBG versucht diese Fehler nicht zu machen. Sie inkludiert alle möglichen Menschen, die mitmachen wollen. Dabei geht es dem EJGB erst einmal nicht um den Glauben, der jeweiligen Person. So sind auch selbstverständlich Atheisten und auch Menschen mit anderem Glauben im Jugendwerk willkommen. Das EJBG kann aber kirchen-politisch wenig ändern. Wie bei Fragen des Geldes, der Stellenanzahl, von Fusionen der Kirchengemeinden und -bezirken und vieles mehr, das die Arbeit der Kirche regelt.

Die eine oder andere Aufgabe, die man als BFDler übernehmen muss, ist nicht immer schön. Aber mir war schon vor meinem BFD bewusst, dass ich auch solche Aufgaben übernehmen muss und es dazugehört. Außerdem kann einem ja nicht alles immer zu 100 Prozent Spaß machen.

Was hab ich bisher erlebt, wahrgenommen, erwartet?

Seit ich im EJBG bin, habe ich Fehlerfreundlichkeit, Herzlichkeit und viel Humor erlebt. Fehler sind menschlich und werden verziehen. Gleichzeitig kann man sehr schön miteinander und übereinander lachen. Man weiß, dass es nicht böse gemeint ist.

Als Außenstehender fallen einem Dinge auf, die im eingespielten Alltag oft übersehen werden. Die HA lieben ihren Beruf und füllen ihn voll aus. Sie geben sich immer Mühe es so gut wie möglich zu machen und stürzen sich voller Begeisterung in die jeweilige Vorbereitung, wie beim Familienbadetag. Da haben sich die HAs zusammen mit EAs ein Konzept überlegt und dazu alles Andere arrangiert. Der Impuls am Anfang war der Rahmen des Tages, der dann am Ende wieder aufgegriffen wurde. Aber natürlich gibt es auch Dinge, die sie nicht so toll finden. Wie die eine oder andere langwierige Sitzung, die dann doch nicht den erhofften Sprung bringt. Oder kleine nervige Aufgaben, die einfach auch erledigt werden müssen. Wie Flyer gestalten, drucken und zurechtschneiden. Die EA sind sehr engagiert, das liegt vielleicht auch sehr stark an der guten Stimmung, die zwischen den EA untereinander und mit den HAs herrscht. Auch wenn nicht jeder mit jedem kann, das ist menschlich und wird auch so verstanden und gelebt. Doch dominiert die gute Stimmung die Arbeit im EJBG. Auch sind die EA in Jesus Christus und der daraus resultierenden Kinder- und Jugendarbeit vereint. Über den Weg, wie man das Ziel erreicht, wird dann engagiert diskutiert, da natürlich jeder eine andere Meinung dazu hat und man sich hier mit seiner Persönlichkeit einbringen kann und soll.

Vom Jugendwerk habe ich erfahren, dass es ein entspanntes Umfeld für mein BFD bietet, dass ich viel mit Kinder und Jugendlichen arbeiten und diese Arbeit kennen lernen darf. Außerdem empfinde ich, dass das EJBG nicht so starr und konservativ ist, wie sonst oft Kirche.

Vom BFD habe ich erwartet, dass ich mich ausprobieren darf und viele neue Dinge über mich und Kinder- und Jugendarbeit lernen kann. Auch dass ich die Herausforderungen annehmen und wachsen kann. Was ich auch tue. Wie zum Beispiel, als ich bei einer Schulung für über 20 Jugendliche kochen sollte. Ich hatte davor so gut wie keine Erfahrung in der Küche und dann sollte ich gleich für Andere kochen. Aber ich hab die Herausforderung angenommen und mit meinem Team gut gemeistert. Oder als ein Hauptamtlicher krankheitsbedingt ausgefallen ist und ich mit einer Ehrenamtlichen die Jungschar plötzlich zu zweit schmeißen musste.

Auf jeden Fall habe ich das große Engagement der EA nicht erwartet. Sie sind teilweise schon sehr jung sehr engagiert und übernehmen größere Verantwortung. Wie unsere aktuellen Vorsitzenden: 1. Vorsitzende ist 26 Jahre und die 2. Vorsitzende sogar erst 17 Jahre alt. Das gute Miteinander zwischen HAs und EAs ermutigt und stärkt die EAs. Somit trauen Sie sich auch, schon früh Verantwortung zu übernehmen. Im EJBG sind die Vorsitzenden und das Entscheidungsgremium „Bezirksarbeitskreis“ (BAK) 2/3 ehrenamtlich besetzt, da ein Jugendwerk vor allem ein „Ehrenamtswerk“ ist.

20.12.2022

Lukas Loipersberger

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