Home-Kindergardening Erfahrungen nach 14 Tagen "Corona-Kitaschließung"

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Eltern, die (auch) Kinder im Kindergartenalter haben, stehen vor anderen Herausforderungen als die, die Schulkinder haben. Zum Thema "Homeschooling" wurde hier bereits berichtet.

Ich möchte im Folgenden erste Erfahrungen aus der kindergartenfreien Zeit mit zwei Kindergartenkindern (drei und sechs Jahre) berichten. "Erschwerend" kam bei uns dazu, dass die beiden bereits vor Schließung der Kindergärten knapp 14 Tage zu Hause waren - es ging ein grippaler Infekt rum, den sich die Jungs nacheinander auch zuzogen. Und wenn einer zu Hause bleiben "darf", dann will das (natürlich) auch der andere.... Effektiv sind die beiden daher inzwischen seit einem Monat zu Hause.

Gleichzeitig befinden meine Frau und ich uns in der eigentlich priviligierten Lage, dass wir Homeoffice machen können und sollen, unsere Jobs sicher sind und wir uns finanziell keine Sorgen machen müssen. Wir sollen aber trotz fehlender Kinderbetreuung unsere normale wöchentliche Arbeitszeit erbringen. Durch Teilzeitstellen sind das derzeit insgesamt 60h/Woche. Parallel arbeiten können wir nicht/kaum, da i.d.R. jemand für die Kinder da sein muss und Haushalt, Einkaufen usw. auch laufen müssen.

Als sich abzeichnete, dass Kitas schließen und auch unser Arbeitgeber auf Homeoffice umstellt, haben wir uns daher zunächst einen Plan gemacht. Meine Frau arbeitet morgens ab 7 Uhr bis Mittags, ich ab Mittags bis nachts. Durch anteilige Arbeit auch am Wochenende kommen wir so auf unsere Stunden. Gleichzeitig wollen wir uns als Familie eine Struktur geben, die uns und auch den Kindern Sicherheit gibt. Das sieht derzeit so aus:

  • Ab 7.00 Uhr arbeitet Mama
  • ca. 8.00 Uhr wachen die Kinder und Papa auf, ziehen sich an und bereiten das Frühstück vor
  • ca. 9.00 Uhr ist Frühstück für alle, anschließend "Morgenkreis". Im "Morgenkreis" singen wir ein Begrüßungslied, machen eine Tagesbesprechung und spielen ein Spiel (auf dem Foto auf dem blauen Blatt vom sechsjährigen aufgeschrieben - er übt derzeit "autodidaktisch" Lesen&Schreiben). Dadurch sollen die Kinder auch Elemente aus dem Kindergarten im Alltag wiederfinden und so einen Anknüpfungspunkt haben für die Zeit nach der Kigaschließung. Also zählen wir jeden Morgen die Anwesenden durch, singen "Ist denn auch der Papa da..." und spielen zu viert "Pitsch-Patsch-Pinguin", "Schlafkönig" oder "Bello, Bello dein Knochen ist weg" (Beispiele aus dieser Woche). Und alle finden es lustig. In der Besprechung tauschen wir uns über die Tagesgestaltung aus. Es gibt eine morgendliche und eine nachmittägliche Phase zu füllen, mindestens eine davon soll auch "Draußenzeit" enthalten. Oft wünschen die Kinder sich vormittags "Freispiel" (Lego, Playmobil, basteln, malen) und nachmittags wird im Garten gespielt oder im Wald Schätze gesammelt.
  • ca. 10.00 - 12.30 Uhr ist "Beschäftigungszeit", wie gesagt meist "Freispiel". Papa macht derweil die Wäsche, kocht und spielt natürlich auch mit. Mama ist im "Gästezimmer-Büro".
  • ca. 12.30 Uhr ist Mittagessen
  • ca. 13.30 Uhr ist "Ausruhzeit" mit Kinderfilm. Die einzige Möglichkeit des Tages für Mama und Papa kurz gemeinsam Dinge zu erledigen oder mit dem Arbeits-Team gemeinsam online Absprachen zu treffen. Anschließend ist Papa im "Büro".
  • ca. 14.30 Uhr ist für die Kinder "Kaffeezeit" mit Obst, Keksen oder Joghurt und dann die zweite "Beschäftigungszeit", meist draußen.
  • ca. 17.30 Uhr wird das Abendessen vorbereitet, die Jungs helfen mit bzw. haben nochmal Zeit für sich
  • ca. 18.00 Uhr ist Abendessen für alle, danach nochmal kurze Spiel-/Lesezeit
  • ca. 19.15 Uhr beginnt das Abendritual mit Baden/Duschen, Zähneputzen, Geschichte....
  • ca. 20.00 Uhr ist bei den Jungs das Licht aus, es wird mit Mama gekuschelt und ca. 20.30 Uhr schlafen die beiden (oder alle drei....).
  • ca. 22.00/22.30 Uhr macht Papa den Rechner aus und kommt ins "Familienbett"

Zusätzlich zu dieser Struktur hat jedes Kind jetzt auch Aufgaben, die es mit übernimmt. "Tischdienst" oder Hilfe beim Putzen usw. Dabei geht es weniger um "Entlastung der Eltern" (für uns ist es meist Mehraufwand) als darum, die Jungs auch alltagspraktisch einzubinden und ihnen Aufgaben zuzutrauen und Verantwortung zu geben, die sich von der "Spielzeit" unterscheidet und dadurch den Tag abwechslungsreicher machen.

Unsere Erfahrungen mit der Struktur, die sich sicher in den nächsten Wochen noch weiterentwickelt, sind positiv. Wir möchten damit auch gerne versuchen, die "Wochenenden" anders zu gestalten als den "Alltag", auch wenn sich diese von außen her kaum unterscheiden. Dennoch wollen wir die Homeoffice-Arbeit so aufteilen, dass am Wochenende mehr Zeit für uns als Gesamtfamilie bleibt, anders als der sehr stark aufgeteilte "Alltag".

Die Kinder kommen mit der Situation noch ganz gut klar. Der "Kleine" wünscht sich, dass es immer so weitergeht - er findet es toll, so viel Zeit mit Mama und Papa zu haben. Dem "Großen" fehlen zunehmend seine Freunde und auch die Bewegungs- und Tobeanreize und das Spielen mit Gleichaltrigen im Freien können wir derzeit nicht kompensieren. Aber auch er kommt insgesamt gut klar und wir sind froh zwei Kinder in dem Alter zu haben - mit einem Kindergartenkind alleine oder einem Schul- und einem Kindergartenkind wäre es deutlich schwerer.... Mal sehen, wie wir an Ostern die Lage beurteilen.

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Euli
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